18.5.24

Ich weiss es nicht

 



 






Geht es dir wie mir, wenn du dies liest? Ich weiss es nicht, aber ich könnte es mir vorstellen. Oft habe ich das Gefühl, dass ich, obwohl die Zeit vergangen ist und sich mein Äusseres verändert hat, in dem, was ich so leichtfertig »meine Seele« nenne, keine so grossen Veränderungen wahrnehme wie in den Falten, die mein Gesicht jetzt prägen.

       Tief in meinem Innern habe ich immer noch die Wünsche und Träume, die ich immer hatte, seit mein Gedächtnis zu leben begann. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich so weit von dem entfernt bin, was ich als Kind war. Ist es möglich, dass wir alle alternde Kinder sind, grosse Kinder, aber Kinder?

Wir alle sind dabei, Wege zu erfinden, um unsere Vorstellungskraft zu beleben und uns vorzustellen, dass mit dem Wachstum unseres Körpers auch unsere Seele wächst. Erschwerend kommt hinzu, dass wir noch kindliche Wünsche und Impulse in uns tragen, obwohl wir längst erwachsen sind. Freie Zeit zum Spielen haben wir nicht so oft, wie wir es uns wünschen. Deshalb tun wir alles, um den Geist unserer Kindheitsspiele auf die Arbeitsbeziehungen und den tristen Alltag zu übertragen.

Ist das der Grund für so viel Unordnung auf der Oberfläche unseres Planeten? Es könnte die ganze Verwirrung und das Missmanagement in den Nationen erklären. Es würde das Scheitern dieser patriarchalischen Gesellschaft ebenfalls erklären, in der wir allmählich versinken. Die grossen Staatsoberhäupter wären nichts anderes als traurige und gequälte Kinder. Und die Chefs der multinationalen Konzerne seien wie bösartige und listige Teenager; sie alle - und wir alle mit ihnen - sehnen sich nach mütterlicher Liebe und Geborgenheit, einer Erinnerung, die für immer verloren ist.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Lösung für alle Übel der Welt darin besteht, die Macht ein für allemal in die Hände der Frauen zu legen. Nur eine Mutter kann die Köpfe unserer verwirrten Kinder - und damit auch unsere eigenen - wieder in Ordnung bringen.

Die Frage ist nur: Wird das jemals geschehen? 

Wahrscheinlich bleibt es beim Versuch Nr 238

 

 

16.5.24

Olympia-Wahn

 












Die Zeiten, in denen die Olympischen Spiele etwas Magisches und Erfreuliches waren, sind lange vorbei! Was von ihnen übrig geblieben ist, ist nichts als "Kommerz" und nochmals "Kommerz". Die Skandale im Zusammenhang mit diesem ehemaligen, immer herbeigesehnten, Sportereignis haben sich vervielfacht! Alles, was heute noch zählt, dient nur noch der "vox populi"!

Schade um das alte Gefühl des "Dabei sein ist alles"! Das ist längst passé! Das Unangenehme daran ist dann noch, dass jeder Sportler, der an diesem Ereignis teilnehmen möchte, zwangsmässig zum »nachhelfen« gezwungen ist, ob er es nun will oder nicht.

Niemand wird mir erzählen können, dass der moderne Sport nur mit legalen Mitteln arbeiten kann! Jeder weiss es - doch niemand wird es jemals zugeben …

12.5.24

Treffen

 







Gestern traf ich ihn. Zum allerersten Mal. Noch nie hatte ich ihn vorher jemals gesehen, wie sollte ich auch? Ich kannte niemand, der ihn hätte beschreiben können, ich wüsste auch nicht, wer ihn jemals beschrieben hätte. Es sei denn, die Fantasie könnte ein völlig überzeichnetes Bild von ihm in die Welt setzen.

       Dennoch erkannte ich ihn sofort. Woran ich es festmachen konnte, ist mir bis heute nicht eingefallen. Vielleicht waren es die Blicke, die mich in einer intensiven Weise beeindruckten? Solch einen markanten Augenausdruck sah ich noch niemals in meiner  langen Lebenszeit.

       »Hallo«! Eine ausdrucksvoll klingende Baritonstimme verwandelte die Abendstunden in Erlebnisse besonderer Art. Goethes Worte in »Wanderers Nachtlied«, von Franz Schubert vertont, klang leise durch die blaue Nähe. »Hallo!«, Wie kann solch ein Wort klingen als traumhaft?

       Dann stand er vor mir, sagte ganz einfach nur »Hallo!«. Ich blieb einen Moment unruhig stehen und zweifelte ob er es war oder nur eine seltsame ähnliche Erscheinung. Ich überwand meine Scheu, fragte wer er sei und was er hier wollte. Erstaunt schaute er mich daraufhin an; es waren Blicke die bis das Innerste meiner Seele reichten. Ich war verwirrt, wollte noch etwas sagen und konnte es einfach nicht. Ganz sacht schüttelte er seinen Kopf, blickte mich dabei unentwegt an!

       Dann geschah es. Ich verstand plötzlich! Ja! Es war, als öffnete sich dabei ein Fenster der großen Unendlichkeit. Wozu war noch weiteres Wissen nötig? Alles war erklärt, in der Endlosigkeit der himmlischen Weite blieb nichts mehr offen für eine Erklärung. Mir blieb nichts mehr zu tun, als mich zu verabschieden, ich ließ ihn einfach gehen. Warum? Es gibt nichts, was ein Mensch sich selbst sagen kann, was er nicht schon vorher wissen könnte.

 

Krieg ist kein Spiel

    Ich bin eigentlich in einer Familie groß geworden, die den Krieg gehasst hat. Dazu haben die Jahre 1914-18 und 1939-45 zu viele Opfer ...