23.3.24

Bitte nicht wieder!

 




Ich sitze ganz entspannt im Garten, genieße die Frühjahrssonne, lese in der »Allgemeinen« die Nachrichten über die Schrecken und Missgeschicke meiner menschlichen Brüder in der Ukraine und im Nahen Osten. Ich würde mich ja gern von den Tatsachen berühren lassen, aber die Entfernungen sind zu weit, die Anzahl der Geschehnisse zu zahlreich, als dass ich reale Empfindungen haben könnte. Und ausserdem bin ich von den ganzen Falschmeldungen und Fake-News der letzten Monate beeinflusst, ich kann nicht einfach alles glauben, was mir da aufgetischt wird.

       Tief im Inneren denke ich dennoch über diese Nachrichten nach. Nur ist Israel, Palästina zu fern, um das ständige Interesse an der Oberfläche zu halten. Außerdem scheint mein Herz bereits ziemlich kühl, eventuell sogar apathisch geworden zu sein. In den gemütlichen Räumen unserer Häuser, bequem im Sessel sitzend, ist es ein Leichtes, empört zu sein über die Gewalt in fernen Ländern. Unmenschliche Soldaten! Grausamkeiten an allen Orten. Schaut man da noch hin?

       Wir wissen, dass die Soldaten da sind, denken wir vielleicht, dass sie sich wie Gentlemen benehmen können? Es ist doch absurd, anzunehmen, dass ein Mann aus der Steppe von Jakutsk, voller Angst in einem verlorenen Dorf auf ukrainischem Territorium, mit einem Maschinengewehr in der Hand, in der Lage ist, gemäß dem Verhaltensstandard zu handeln, den wir als zivilisiert halten!

       Krieg kann nur grausam und gewalttätig sein. Es gibt keine andere Möglichkeit. Krieg ist auch nicht die Ursache, er ist die verzweifelte Abfolge einer Lösung eines Konflikts, dessen Ursache oft nicht einmal mehr genau zu eruieren ist!

       Wir - wir? - müssen alles dafür tun, um die Auswirkungen zu stoppen. Wir sollten alles tun, um einen Weg zu finden, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Wer hier den Stein der Weisen findet, kann Retter der Welt werden. Eine Mrd.Dollar als Preis! Na los, dieser Preis ist heiss! 
Es tut mir sehr leid, es tut mir wirklich leid. Es ist so einfach, dass ich mitleiden kann! Leide ich aber wirklich? Mache ich mir da nichts vor? 

Aber - und dafür schäme ich mich, ich werde ja durch die Distanz zum Ereignis geschützt. Und durch die Tatsache, dass ich längst nicht alles erfahre, was da alles geschieht. Ich denke, ich würde da wohl implodieren!

Wer aber weiß, wie lange ich das alles noch im gemütlichen Sessel erfahre? Wie lange noch? Vor achtzig Jahren habe ich ähnliches erlebt - ich will's nicht wiederholen ...

 

 

22.3.24

Immer wieder

 














Ich habe das deutliche Gefühl, dass Gott doch nicht gestorben ist! (Schande komme über dich, Friedrich Nietzsche ). Ich glaube wirklich, er lebt und es geht ihm immer noch gut. Ich weiß nur nicht, wohin er wirklich verschwunden ist, weil sein Vertrag nicht verlängert wurde? Vielleicht hat er die Papiere für seinen Ruhestand eingereicht? Es war doch sein Leben, und es war ein gutes Leben, nicht wahr?

Er hat alles sehr gut gemacht. Er, der Allwissende, weiß besser als jeder andere, dass Leben (oder anders gesagt, die Existenz) viel mehr ist als das, was wir durch unsere Sinne erfahren, obwohl er uns sicher nicht allumfassend erklärt hat, woraus es besteht. Ich spreche vom Leben, unserer Existenz.

Mensch zu sein ist kompliziert, das ist doch eine Binsenweisheit! Es kann traurig sein. Man hat dann dieses Gefühl, man wäre ein Waisenkind, eine Spur des Verlassenwerdens ist oft da. Ob sich das wieder gibt? Ich würde mich auf diesen Moment freuen, weil ich dann beruhigt sein dürfte!

Wie dem auch sei, ich werde jetzt ´n Koppje Tee trinken und etwas Aufmunterndes lesen. Und schreiben. Warum? Irgendwas zwingt mich einfach dazu. Die Gedanken fliegen durch den Raum, heften sich aus den Wolken an die Nacht und fallen dann achtlos zu Boden.

Muss ich das beklagen? Ich erwarte kein Bedauern, aber ich kann etwas Lob gebrauchen. Schließlich habe ich nachgedacht. Und das ist heute schon viel mehr als in der politischen Szene geschieht.
Er jedenfalls gibt mir zu bedenken, dass Reflexionen über das »Sein« nicht unnötig sind. Ob ich bin oder nicht, liegt nicht im Ermessen meiner Mitmenschen, nur wie, ist da angesagt. Höre ich da ein lautes Lachen aus weiter Ferne? Das kann ja nur ER sein ...











21.3.24

Thema 1

 



 









Nord-Korea, Saudi-Arabien, Katar, Ägypten, Venezuela, Irak, Jemen, Russland, Palestina, Ukraine, Afghanistan, Sudan, Libyen, Iran, Pakistan, Taiwan, Israel, die Liste der Problemstaaten unserer Erde ist nicht kurz. Meine Erinnerung ist längst nicht so ausgeweitet, dass ich alles aufzählen könnte. Es ist halt nur eine grobe Skizze der Weltkarte, auf der alle fragilen Länder mit roter Farbe eingezeichnet sind.

       Die Welt kocht noch auf Sparflamme. Und die Köche, die ihr Süppchen vorbereiten, suchen sorgsam die Zutaten zusammen, mit denen sie die Geschmäcker ihrer Zwangsgäste verwöhnen können. Ich lese Zeitung und habe das Gefühl, dass der Globus in einem Schnellkochtopf auf dem Herd steht. Irgendjemand hat die Temperatur so eingestellt, dass die Temperatur kontinuierlich steigt. Ich lese, dass von 195 Staaten dieser erde nur 66 Demokraitien sind! Es ist kaum glaubhaft, und dennoch muss ich es tatsächlich annehmen.

       Hier bei uns läuft es ziemlich geradeaus! Die Leipziger Buchmesse öffnet die Pforten, Bayern verbietet »Gendersprache«, die Geburtenrate auf niedrigstem Niveau in Deutschland. Das sind im Moment die Schlagzeilen unserer Presse. Unabhängig davon die täglichen Greuelmeldungen aus den Kriegsgebieten. Dann das übliche Politik-Gerangel, Wochen-Allerlei eben. Oder doch nicht?

       Manchmal erinnere ich mich vage an die 80er Jahre, an den Kalten Krieg, ist das nun die Zukunft , ich habe nicht einmal Lust zu lächeln. Die menschliche Spezies ist eine ständige Bedrohung für sich selbst und doch auch ihre einzige Hoffnung. Gott wird hier nicht genannt, obwohl er aus einer bestimmten Perspektive sehr vermisst wird.

 

20.3.24

Deutsche Welt?

 











Denk ich an Deutschland in der Nacht,
dann bin ich um den Schlaf gebracht.

Heinrich Heine schrieb dies 1846 in seinem Gedicht »Nachtgedanken«. Für mich selbst ist Heine der Dichter, der meinem Herzen von allen Poeten des 19.Jahrhunderts am Nächsten steht. Ich kann mit ihm fühlen, erleben und alles erdulden, was auch ihn umtrieb. Sein ganzes Wirken hat mich seit meiner Schulzeit begleitet!

Darüber will ich jedoch erst in den folgenden Tagen etwas schreiben - heute jedoch ist es ein Text aus dem 17.Jahrhundert, der mich irgendwie beeindruckt hat. Es war ein relativ wenig bekannter Dichter, der diese nachstehenden Verse damals zu Papier brachte, sein Name ist

Hans Assmann von Abschatz,
(er lebte 1646-1699 in Schlesien)

 

Hier dieser Text, der mich bewegte:

Wie ist die deutsche Welt in Neuigkeit ersoffen!
Man deckt und kleidet sich,
man schreibet, singt und spricht,
man reiset, schläft und ißt, man reitet,
tanzt und ficht’ nach neu erwählter Art.
Wer Glück und Gunst will hoffen,
Muss sich in allem Tun der Neuigkeit bequemen,
Sonst wird ihn Überwitz mit Hohn und Spott beschämen.

Das Alter wird veracht, das doch so viel’ begehren;
Doch will ich lieber alt- als jungeboren sein.
Mit Aufgeld tauschet man die alten Münzen ein;
Der Firnewein
*) gilt mehr, als der noch soll verjähren.
Man sieht die Aloe nach hundert Jahren blühen,
Der jungen Tulpe Pracht in kurzer Zeit entfliehen!


 *) im strengen Sinne als fehlerhafter Wein
durch Überlagerung oder auch falsche Lagerung

Ja, man sieht die Probleme der heutigen Welt nach dem Lesen dieses Textes wahrscheinlich mit den gleichen Augen, wie der Dichter vor 300 Jahren. Was hilft es? Es hat überhaupt keinen Zweck, darüber zu lamentieren - man hat es auch in fünfzehn Generationen nicht geschafft, das Rätsel des Lebens aufzulösen ...

19.3.24

Reisen nach Gefühl

 

 











Viele Jahre war ich mit dem Fahrrad in unserem schönen Europa unterwegs. Viele meiner Erlebnisse auf diesen manchmal anstrengenden Reisen waren lebendige Höhepunkte, denen man im normalen Alltag kaum begegnet. Ich habe diese ungewöhnlichen Ereignisse immer geliebt. Sie zeigten mir immer das Leben, wie es wirklich ist.

Meistens sah ich ja alles nur mit meinen »Terminaugen« und verlor dabei manchmal den Blick für die kleinen Dinge, die auch schön sein können. Die Höhepunkte meiner »gefühlten« Reise waren dann auch nicht die interessanten Besuche von alten Kirchen oder Schlössern, sondern die vielen überraschenden Begegnungen mit Menschen, die man nicht planen kann!

Ich fragte ein älteres Ehepaar nach dem Weg - und saß wenig später mit ihnen in ihrem Garten bei einer kühlen Limonade. Ich traf die alte Küsterin der Dorfkirche und fragte sie, ob sie mir die alte Backsteinkirche von innen erklären könnte - und schon wurde ich durch die Kirche geführt und mit vielen Erklärungen auf interessante Dinge aufmerksam gemacht.

Bei einem Bauern erkundigte ich mich nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit - und ein paar Stunden später schlief ich bei ihm im Heustadel. 0Oft habe ich bei »fremden« Leuten gegessen, mich mit ihnen unterhalten, gelacht, gefeiert und auch gestritten. Aber fremd waren sie mir eigentlich nie! Solche Begegnungen mit vielen wunderbaren und unbekannten Menschen bleiben mir bis heute in Erinnerung!

Siehst du, und deshalb habe ich solche Fahrten durch unser schönes Europa geliebt, ich habe die Menschen kennen gelernt, ob im Allgäu oder am Niederrhein, ob in der Bretagne oder in Jütland. Mit dem Auto unterwegs, war es selten solch ein Erlebnis.

Mit dem Fahrrad jedoch war ich allen Menschen ganz nah, so wie früher, als man noch auf Schusters Rappen unterwegs war. Und glaube mir: Ich habe noch nie so viel in der Natur gesungen wie auf diesen langen Radtouren!

Und - jedes Mal konnte es das allerletzte Mal sein, wer hätte das vorhersagen können? Ich jedenfalls habe es jedes Jahr wiederholt! Meine letzte Reise endete nach 1200 km kurz vor meinem 80.

Das ist jetzt über 10 Jahre her - aber solche Erinnerungen sind wie schöne Gemälde: Sie sind immer abrufbar!

 





18.3.24

Es geschieht einfach ...

 


 














Manche Dinge haben die Angewohnheit, einfach zu geschehen. Andere eben nicht, auch wenn ich es gerne will. Woran das liegen mag, kann ich nicht ergründen. Das Leben ist nun mal kein Wunschzettel, wie ich ihn in Kindertagen vor Geburtstagen ausfüllen durfte. Und es gibt Fragen, die ich wirklich gern stellen möchte, ich kenne jedoch keine kompetente Person, die sie entsprechend beantworten könnte.

   »ChatGBT« höre ich nun von berufener, aber dennoch inkompetenter Stelle. Das ist kein Ausweg aus der Bredouille. Auf keinen Fall würde ich meine geheimsten Gedanken einem IT-Gerät und ihren Auswüchsen anvertrauen. Das kann keine Lösung sein, auch wenn sie noch so schwülstig propagiert wird!
Irgendwann, es ist noch nicht definierbar, »schlägt das Imperium zurück« - dann aber ist es zu spät zum Retournieren.

   Über welche Fragen würde ich sprechen? Was brennt mir so auf der Seele, dass ich es unbedingt diskutieren muss? Es gibt viel, viel mehr als ein Mensch im Grunde genommen auch nur rudimentär begreifen kann; weil die maßgeblichen Kräfte, die daran arbeiten, ständig wechselnde Methoden anwenden, um ihre Ziele zu erreichen.

   Ob Politik, Wirtschaft, Kulturdenken oder Sport - alles ist in irgendeiner Form eine »Unbekannte mit festen Größen«, deren Regeln nicht mehr durchschaubar sind.

       Ich weiß nicht, ob es ein Zeichen von Wachstum ist und wenn ja, was für ein Wachstum? Mit jedem Tag, jedem Monat, jedem Jahr verspüre ich eine Art Ernüchterung, die mich erfasst, bis ich immer flacher denke und mich mit einer Kruste des Unglaubens verhärte.

    Ich möchte an die Fähigkeit glauben, dass unsere Gesellschaft regeneriert werden kann, dass es möglich ist, zum Beispiel einen weltweiten Waffenstillstand auf unserem Planeten zu erreichen. Doch ich kann nicht an die Fähigkeit des Menschen glauben, Frieden zu bewahren! Ich kann nicht an »einen Marsch in die Zukunft« glauben, weil wir in in den Vorurteilen gefangen gehalten werden, die unsere Vergangenheit aufgebaut hat.

     Könnte dies ein Ausdruck des Alters sein? Ich wage es, diese Frage zu stellen, aber die Antwort entzieht sich einer anderen Frage: Was ist Alter für mich? Eine Zahl? Eine Ansammlung von Erfahrungen? Wenn Gott mir Gesundheit bereit hält und den Vertrag mit mir nicht vor dem Ende unterbricht, sieht die Sache ganz passabel aus.

    Das Einzige, was mich dann noch aufrecht hält, ist die Liebe, die ich für die Menschen empfinde, die mir am nächsten stehen. Dafür lohnt es sich immer wieder! Dafür benötige ich keine Antworten - die kenne ich ...

17.3.24

Natur versus »Homo sapiens«

 

















Früher Morgen. leichte Nebel haben sich schleiergleich über die Felder, Wiesen, Wälder und Seen gelegt. im Laufe des Morgens werden sie wie Wölkchen ins Blau entschweben. Zurück bleibt der Tau, der die Blüten tränkt, so rein und klar wie Kinderaugen. Das ist Natur, die uns alles schenkt, wir Menschen können dazu nur sagen: Wunderbar!
       Der Himmel färbt sich leicht in Pink, wir sehen Wattewölkchen gleiten, wie Schiffchen ziehen sie am Firmament dahin, sie stört es nicht, ob auf Erden Krieg ist oder Frieden.
      Zu dieser Zeit erwacht auch der Wald, ein leichter Wind bewegt das Laub seiner Bäume, leise raschelt es im Unterholz, ein Rudel Rehe erscheint am Rand des Waldes, die alte Ricke hebt prüfend ihre Nase in den Wind, Vorsicht ist hier stets geboten, dann äst sie weiter, immer wieder sichernd.

    Der Wald schläft nie, ist immer wach, muss auf seine Bäume achten, Tag und Nacht kommen sie, um Baum für Baum zu schlachten. Teures Holz für billig Geld. Natürlich - kaufen und verkaufen, Geld aus allem machen, die Natur gibt ja alles gratis her. Die Nachkommen werden einmal an uns denken. Kaum jemand denkt heute daran, dass man die Natur schützen und versorgen muss, sie braucht viel Zeit, ein Baum zum Beispiel benötigt etwa siebzig Jahre, ehe er “schlachtreif” ist. Eine kostbare Zeit die bis dahin vergeht, in der er gehegt und gepflegt werden muss.

     Nicht nur die Wälder, Wiesen und Felder, brauchen die Sonne um glücklich zu sein, Auch wir Menschen benötigen die grüne Welt der Pflanzen und Bäume. Wir sollten wissen, wenn uns Blumen grüßen, wenn wir einen Baum in seiner ganzen Pracht vor uns sehen, freut sich das Herz und die Seele erhält ein Gefühl von unsagbarer Reinheit!

    Die Natur braucht uns gewiss nicht, aber wir brauchen sie, das weiss jeder. Wir Menschen werden grausam zu Grunde gehen, wenn wir nicht dem Raubbau an den natürlichen Dingen ein Ende gebieten! Es ist nicht mehr »fünf vor 12, es ist leider schon 12 vorüber!«

   Wann wird uns dies einmal klar werden? Wenn die Geldscheine nach Müll schmecken und das letzte Grün von den Straßen aufgesogen ist?

Zurück zum Anfang?

  Wer hat nicht schon von der Zeit geschwärmt, als Heimat noch ein Begriff war, den man ohne Einschränkung als sein eigenes Paradies ansehe...