27.6.24

Direkte Worte

 



 









Ist es Dir, lieber Leser, schon einmal passiert, dass Du das Gefühl hattest, dass das, was Du sagen wolltest, dringend und sicherlich wirklich richtig war, dass es aber nicht jedem, der Deine Worte hört, gefallen wird, wenn Du es sagst? Natürlich, ist Dir das schon passiert, es ist Teil unser aller Leben. Es geht hier um die Wahl zwischen Sprechen oder Schweigen.

       Stell Dir nun eine zusätzliche Information vor: Diejenigen, die dir mit gesenkter Nase zuhören, hätten volle Macht über dich. (Sag bitte nicht, so etwas wäre Unsinn!) Diejenigen Menschen, die Deine Worte wie Stecknadeln unter ihren Fingernägeln spüren, könnten dabei über Dinge entscheiden, die Deine Aufmerksamkeit voll brauchen, Deine ganze Kraft und Energie, und auch Deinen Lebensmut!

        Sie könnten Dich damit davon abhalten, ein wenig glücklicher zu sein (oder weniger unglücklich, es ist wie in dieser Szene, in der das Glas halb voll oder halb leer ist). Ist solch eine Situation nicht vorstellbar? Geschieht solches nicht täglich im Parteienhader? Nimm doch einmal folgende Interpretation:

Die Partei, der Du angehörst, hat plötzlich völlig andere Ziele im Programm, als bisher überhaupt möglich schienen. Du jedoch bist damit nicht einverstanden und stehst nun vor der Entscheidung Deines Leben. Was nun tun? Trotzdem weiter zu den (veränderten) Zielen stehen - oder eine Wende vollführen?

       Vor diesen Bedingungen stehen nun viele Mitglieder der AfD. Darf man sie verurteilen, weil sie den Kurs »ihrer vorherigen Partei« nicht mehr akzeptieren wollten? Ich denke nicht! Jedem, dem einmal an einer Kreuzung ein falscher »Abbieger« unterlaufen ist, steht doch das Recht einer Berichtigung zu! Dass sich danach viele Mitläufer ohne besondere Einstellung einfinden, ist völlig normal und war schon zu allen Zeiten so. Auch im sogenannten »1000jährigen Reich«!

       Es ist einfach, jemand für seine Einstellung zu »brandmarken«. Warum nicht auch einmal nach den inneren Gründen fragen. In wie vielen Sparten unseres Lebens finden täglich »Vorverurteilungen« statt, deren Ziel nichts anderes ist, als den Menschen in eine Abseitsstellung zu bringen. Hüten wir uns davor, da mitzumachen! Im »Vaterunser« der christlichen Kirchen heisst ein Gebetsteil:

         … und vergib uns unsre Schuld - wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!

Dieser zweite Halbsatz aber gerät meist in Vergessenheit!

26.6.24

Was ist Wahrheit?

 













Drei Wege gibt es in der Philosophie, für die Definition des Begriffs Wahrheit:
a) Wahrheit = Zu sagen, wie es wirklich ist!
b) Wahrheit = Was mit der Realität übereinstimmt!
c) Wahrheit = Was zu ihrem Sinn passt!

In den ersten Jahrhunderten war es für die Kirche angenehm zu glauben, dass Pilatus den Galiläer Jesus nicht hätte verurteilen dürfen und dass er das auch selbst erkannt hatte. Die Geschichte wurde wieder einmal verletzt, wie schon vorher so oft. Wer eigentlich glaubt daran, dass es Wahrheit in der Weltgeschichte gäbe, wenn die Ereignisse jeweils ein Jahrhundert danach aufgezeichnet würden?

Was also ist Wahrheit? Was ist Lüge? Pilatus hat Jesus verurteilt. Das Zitat zu diesem Fakt stammt von einem antiken Geschichtsschreiber, in dem sowohl Richter als auch Verurteilter zu finden sind, es stammt von Tacitus. Er schreibt etwa 70 Jahre später über die Christen, denen Kaiser Nero angeblich den Brand Roms in die Schuhe geschoben hatte:
»Der, von dem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden …«
So kehren sich die Verhältnisse im historischen Gedächtnis um. Denn während die Anhänger Christi das römische Weltreich – und später die halbe Welt – erobern, bleibt für den Statthalter kaum mehr als die Rolle einer Fußnote, die diese Lebenszeit eines Religionsstifters enthält.

 Nichts bleibt von ihm übrig, er wird 37 n.Ch. nach Gallien versetzt und stirbt dort als Randfigur der Geschichte. Wir sollten daher nicht fragen, ob die Wahrheit bereits von dem Mann infrage gestellt wird, der diese bedeutungslose Frage gestellt hat: 
»Quid est veritas?«

 Es geht doch weiter und weiter mit Wahrheit oder Nichtwahrheit. Zu lügen oder nicht die Wahrheit zu sagen, um jemanden nicht zu verletzen, oder eine Realität zu verstecken, ist etwas, was wir alle schon einmal in unserem Leben getan haben.
Wir wollen uns da doch nichts vormachen. Wir fürchten uns davor, anderen wehzutun. Wir schämen uns vielleicht davor, was andere von uns denken könnten und wir weigern uns, unsere Gefühle zu zeigen.
Aber wenn wir nicht die Wahrheit sagen oder auch nur die Hälfte versteckt halten, dann bewirkt das doch etwas in uns. Es erinnert uns daran, dass wir nicht ehrlich mit uns selbst sind! Wir spüren genau, dass dies falsch ist.

Vielleicht ist es genauso verwerflich, zu lügen, wie nur die halbe Wahrheit zu sagen? Manchmal verbergen wir unsere Altersangabe, warum eigentlich? Wir verstecken unsere Gefühle, verbergen wichtige Dinge, von denen wir glauben, dass sie nur uns etwas angingen. Dieser Beweggrund kann uns jedoch schnell in eine fremde Realität versetzen. Er kann uns zu jemand anderem werden lassen, als der oder die wir wirklich sind! Ehrlichkeit ist eine der fundamentalsten Eigenschaften, die nötig sind, um mit anderen Menschen positiv zu interagieren. Es ist unabdingbar für uns, darauf zu achten und sie zu respektieren, damit sie uns in all unseren Taten und Worten begleitet.

Bitte, nicht vergessen: Unwahrheit entsteht meist durch Angst, es ist eine Emotion, die uns vor vermeintlicher Gefahr beschützen kann. Aber so wie jede andere Emotion können wir sie auch kontrollieren! Neurowissenschaftler haben sich die Frage gestellt, ob Angst ein einfacher Verteidigungsmechanismus gegen psychosoziale Gefahren ist, der uns dazu bringt, die Tatsachen mit Gewalt zu vergessen oder zu verstecken, von denen wir aber wissen, dass sie wahr sind.

Die Wahrheit zu sagen ist tatsächlich manchmal eine Tat, die großen Mut erfordert. Es heißt, direkt aus dem Herzen heraus sprechen und das zu sagen, was wir wirklich denken. Wir verstecken uns dabei nicht hinter einem falschen Schein. Mutig zu sein heißt, in jemand anderes Augen zu schauen und ihm zu sagen, dass wir ihn lieben, oder dass wir ihn nicht mehr lieben. Es heißt dafür zu sorgen, dass unsere Seele und unser Herz durch Worte, die aus unserem tiefsten Inneren kommen, im Einklang sind.

›Die Wahrheit wird sowohl von Lügen
als auch von Stille gestört, sagt der alte Cicero
 Wenn wir die Wahrheit sagen, dann stehen wir irgendwie nackt vor anderen da. Wir zeigen uns so, wie wir wirklich sind. Das aber kann uns Angst machen. Und deshalb kommt dann die Lüge ins Spiel.

Warum bitten wir nicht um Verzeihung, wenn wir etwas falsch gemacht haben? Was hindert uns daran, dann die Wahrheit zu sagen? Ist es die Selbstdarstellung, die wir von uns machten, und die nun nicht zerstört werden soll? Fällt uns dann ein Zacken aus der Krone, die wir uns selbst aufsetzten? Wir alle machen doch Fehler in unseren Leben, täglich. Wenn wir zum Beispiel versuchen, einen anderen Menschen in Schutz zu nehmen, verstecken wir auch schon die Wahrheit. Aber sie kommt immer ans Licht und der Fehler wird bekannt werden, so oder so.  Um Entschuldigung bitten ist immer hilfreich, ehrlich sein und sich hinterher besser fühlen ohne diesen Druck auf dem Herzen! Fehler zu begehen ist menschlich.

Wir tun es unbewusst und das Einzige, was wir versuchen sollten zu tun, ist, eine Lektion daraus zu ziehen. Wir sollten dann dafür sorgen, dass dieser Fehler nicht noch mal passiert. Es geht doch darum, über das nachzudenken, was geschehen ist und ehrlich mit uns selbst und allen anderen zu sein.

Warum lügen die Menschen in ihrem Leben? Generell aus drei verschiedenen Gründen: Um sich an feindliche Umgebungen anzupassen, um Strafen zu vermeiden oder um Belohnungen oder Gewinne zu erhalten. Manchmal lügen Menschen auch, wenn sie sich angegriffen fühlen, um akzeptiert zu werden.

Und manchmal, um der Verantwortung für irgend eine Tat zu entgehen, oder sie lügen über bestimmte Fähigkeiten, um an einen Job zu kommen. Menschen sagen also die Unwahrheit, um belohnt zu werden! Wir lügen, wenn sich unser Ego bedroht fühlt oder wenn wir einen Vorteil aus der Situation ziehen wollen. Die Lüge ist quasi ein Verteidigungsmechanismus, eine Waffe, um überleben zu können. Wichtig aber ist, dass wir zwischen den Menschen unterscheiden, die sich schuldig fühlen und Reue zeigen, und jenen, die überhaupt nichts fühlen und am Ende wirklich noch ihre eigenen Lügen glauben.

Wir sollten nie vergessen, dass die Dinge, die wir verstecken und dass das, was wir nicht sagen, früh oder spät immer ans Licht kommt. Die Wahrheit findet immer einen Weg, sich selbst zu zeigen, denn die Wahrheit befriedigt unsere Seele und macht sie frei. Die Frage »Quid est veritas«, die damals gestellt wurde, müsste umformuliert werden, damit sie korrekt ist. Denn dieses »Was ist Wahrheit?« übersieht die Tatsache, dass Vieles eine Wahrheit haben kann, aber nur Eines die Wahrheit sein kann.

Die Realität ist, dass Pilatus vor über 2000 Jahren direkt vor der ursprünglichen Wahrheit stand. Denn bevor Jesus festgenommen wurde und zu ihm gebracht wurde, machte der schon eine einfache Aussage: »Ich bin die Wahrheit«. Das war schon bemerkenswert. Wie kann ein einfacher Mensch die Wahrheit sein? Das ist unmöglich, ausser er ist mehr als ein einfacher Mensch. Jesus Behauptung wurde in dem Moment validiert, als er von den Toten auferstand! Pilatus erkannte wahrscheinlich nie die Wahrheit. Eusebius, der Historiker und Bischof von Cäsarea, hält fest, dass Pilatus letztendlich - während der Herrschaft des Kaisers Caligula - Selbstmord beging, ein wahrhaft trauriges Ende.-

Was also ist Wahrheit? Ein Wort von Søren Kierkegaard zum Schluss: Je mehr Leute es sind, die eine Sache glauben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ansicht falsch ist! Menschen, die recht haben, stehen meistens allein.

25.6.24

Glanz in den Augen

 




Meine Erinnerung ist oft wie ein Himmel voller Wolken, nachdem ein Sturm ihn leergefegt hat. Manchmal versuche ich angestrengt, mich an etwas zu erinnern, ich spüre, wie es genau dort erscheint, ein wenig erscheint, fast Gestalt annimmt, aber ... verdammt, da geht es wieder den Bach runter, versteckt sich in einem dieser grauen Wölkchen, es ist dann nicht mehr möglich.

       Irgendwann jedoch erscheint so etwas wie ein Leuchten in den Augen, das ich selbst nicht verstehe. Dann überlege ich, was das wohl sein könnte. Dabei ist die ständige Suche nach dem Grund eines Geschehnisses mir gar nicht bewusst.

       Ich muss einfach Geduld mit mir selbst haben.
Wie viele Bücher habe ich gelesen, wie viele Informationen hat mein Gehirn im Laufe seines Bestehens aufgenommen? Wie viele Filme, Lieder, Gemälde, Kunstwerke, Landschaften, Gesichter, gefühlte Empfindungen noch dazu? Wie oft habe ich meine, von Hör-Defiziten geplagten Ohren angestrengt, um etwa eine Melodie, ein Geräusch, ein Lachen besser zu verstehen?

       Meine Welt hat, vielleicht, kein Ende. Dabei ist mir doch klar, dass ich viele Dinge weiß, an die ich mich aber in manchen Augenblicken praktisch nicht mehr erinnern kann. Kurze Zeit später fallen mir diese Antworten unaufgefordert und auch unpassend wieder ein. Kennst Du das vielleicht auch?

       Manchmal erreichen mich unerwartete Informationen und Erinnerungen aus irgendeinem unscheinbaren Winkel meines Gehirns. Ich stelle mir dann vor, dass diese unerwarteten Begegnungen kleine neuronale Unfälle sind, ein Blitz oder etwas anderes, das für eine Nanosekunde meine Schädelhöhle erleuchtet.
Ist es das vielleicht, dass minutenlang den Augen eine Erleuchtung bringt? Wäre doch möglich ...

 

Krieg ist kein Spiel

    Ich bin eigentlich in einer Familie groß geworden, die den Krieg gehasst hat. Dazu haben die Jahre 1914-18 und 1939-45 zu viele Opfer ...