10.8.24

Hallo Opa !?

 






Die Mittagsruhe ist mir heilig seit ich nicht mehr ins Arbeitsleben eingespannt bin. Und so lebe ich dann auch genüsslich und tief versunken in irgendwelchen Traumwelten. Dann, im Halbschlaf die Melodie der »schönen blauen Donau«! Ist das nicht etwas Wunderbares? So zart mit Johann Strauß geweckt zu werden, das ist fast ein Märchenzauber.
Aber die schöne blaue Donau scheint doch irgendwelche anderen Pläne zu haben, ich stelle überrascht fest, dass es mein Smartphone ist, das mich den seligen Träumen entreißt. Meine freundlichen Gedanken nehmen sekundenschnell eine andere Färbung an. Noch schlaftrunken melde ich mich:

»Waldmann. Was gibt’s?«

»Hallo Opa,« eine jugendlich frische und sympathische Stimme meldet sich am anderen Ende der Leitung, »nu sag bloß, du kennst mich nicht mehr? Ich wollte dir ein glückliches Neues Jahr wünschen. Und viel Gesundheit!«

Ich laufe ein wenig neben der Schiene. Wer wünscht mir was? Mein Doc etwa? Glaub ich nich, der ist doch froh, wenn ich ich öfter bei ihm erscheine.

»Wer wünscht mir alles Gute?« Langsam komme ich zu mir. »Wer ist denn da?«

»Na ich, dein Enkel!« Oha! Jetzt wird es spannend.
Ich frage ganz ostentativ: »Krischan?« Ein anderer Name fällt mir so schnell nicht ein.

»Klar Opa, der Christian, was denkst du denn. Mama hat mir extra aufgetragen, dich ja nicht zu vergessen. Sie ist gerade auf ’ner Kreuzfahrt im Mittelmeer!«

Soso, Kreuzfahrt. Na dann pass mal auf, du Kolkrabe, ich bin jetzt unter vollen Segeln.

»Na mien Jung, was hast du denn auf dem Herzen?« Ich bringe das so richtig mitfühlend rüber, meine eigenen Gefühle spielen schon Achterbahn.

»Ach Opa, ich hab da ein Problem. Ich muss da eine Kaution für eine Wohnung in Wilhelmshaven hinterlegen, und meine Kröten reichen nicht ganz!«

»Was machst du denn in Wilhelmshaven? Arbeitest du da?« Wollen wir doch mal sehen, wie weit der Clown da noch geht. Jetzt macht es so richtig Spaß.
»Nee, Opa, Ich studier doch an der Seefahrtsschule. Will doch Käpt’n werden , so auf großer Fahrt!«

Ist doch gediegen - da gibt es gar keine Seefahrtsschule, die ist hier bei uns in Leer. Na gut, lassen wir ihm seinen Willen.
»Also Krischan, wie viel brauchst du denn für die Kaution?«
Bin nun mal gespannt, wie hoch der Kerl jetzt pokert!
»Ach Opa, du weißt doch, wie das heut mit den Wohnungen ist. Zweitausendfünfhundert Euronen will der haben, ist das nicht unerhört?

Kannst du mir die vorschießen? Kriegst auch auf Heller und Pfennig alles wieder.«

Tja, das ist wirklich »unerhört«, will der Knilch zweieinhalb Mille von mir! Wie gehe ich da nun weiter vor?

»Also, so viel hab ich aber nicht im Hause, da muss ich erst zur Bank!« Da fällt mir noch ein Trick ein.

»Du Krischan, ich kann dir das doch überweisen, ist doch auch sicherer!« Vor Lachen kann ich schon bald nicht mehr reden; Was macht er nun?

»Ist was, Opa, du klingst so komisch?«

Also, der will das doch in bar! Und heute noch.«Nee, mien Jung, is allens klor! Ich geh gleich zur Bank. Kannst das dann ja hier abholen.«

Eine kurze Stille, ich frage nach: »Bist du noch da?«
Dann seine Stimme: »Ja. Nein. Das geht ja nicht, Opa, ich bin doch in Wilhelmshaven. Aber ich schick dir meinen Freund Till vorbei, der ist heute noch zu Hause in Augustfehn und kommt heut abend zu mir. Dem kannst du das mitgeben! Der kommt so gegen Drei zu Dir, ist das recht?«

Und ob mir das recht ist. Nebenbei bemerkt: ich hab gar keinen Enkel, meine Kinder haben alle Mädels auf die Welt geschickt!
So, es ist jetzt halb Zwei. Mein Skatbruder Willi, der Polizeimeister, den werde ich gleich informieren. Und der liebe Christian - oder wie er heisst - der kriegt dann alles, was er braucht …

 

8.8.24

Bücher und Menschen.

 


Ich weiss nicht, wie ich darauf komme - aber in mancher Hinsicht versuche ich, Menschen mit Büchern zu vergleichen. Richtig dumm, nicht wahr? Dennoch bietet sich dieser Vergleich an, denn je mehr ich über dieses seltsame Thema sinniere, desto mehr kommen mir da etliche Vergleiche ins Gedächtnis.

       Es gibt da spannende Typen, lustige und langweilige, solche die dir schlaflose Nächte bescheren und jene, die dich wunderbar einschlafen lassen! Bei einem kommst du vor knisternder Spannung kaum zum Atmen während du beim nächsten nicht herausfindest, warum dieses unerträgliche Exemplar es überhaupt in deine Nähe geschafft hat.

       So ist es mit der Literatur und mit den Menschen. Manche werden dir von jemandem empfohlen, andere zwingen sich, förmlich auf. Über einige hast du viel Gutes gehört, das hat dich neugierig gemacht. Wieder andere erregen zunächst deine Aufmerksamkeit, mit der Zeit, wenn die ersten Seiten umgeblättert sind, hören sie einfach auf, dich zu interessieren. Andere fallen dir einfach in die Hände - du weisst nicht genau wie, aber sie fangen dich unweigerlich für alle Zeiten ein und du vergisst sie nie!

       Es gibt solche, die nur wenige Seiten lang, aber unvergesslich sind, Es gibt solche, die wirklich einschläfernd sind, aber es gibt auch solche, die sich über Monate halten und man geniesst sie in vollen Zügen. Es gibt solche, die einem nichts sagen, die deshalb nicht halten können, was sie aussen versprechen, sobald man sie aufschlägt, weiss man bereits all das, was sie sagen werden, und man verlässt sie nach ein paar Seiten.

       Es gibt dann noch diejenigen, die man nicht durchblättern will, du erinnerst dich aber dein ganzes Leben lang an sie, weil sie in dir eine unauslöschliche Erinnerung hinterlassen haben. Du wagst es nicht, zu ihnen zurückzukehren, um den guten Eindruck, den sie auf dich gemacht haben, der sich mit der Zeit geändert haben kann, nicht zu verderben Du liest sie dann noch einmal.

       Ja, dann bleiben noch die an deiner Seite, die man eines Tages entdeckt und von denen man sich nie wieder trennen kann! Sie werden zum Zufluchtsort, zu dem man geht, wenn man Trost braucht, und sie werden Teil deines Lebens als unzertrennlicher Begleiter.

       Gute Leute sind genauso schwer zu finden wie gute Bücher. Ich danke den Menschen, die für mich wie meine eigenen Bücher sind. Ich werde nie aufhören, ihre Seiten mit Liebe noch einmal zu lesen.

4.8.24

Die anderen Leute!

 










Vor einigen Tagen las ich in einer 80 Jahre alten Zeitung das alte Sprichwort »Andere Leute sind auch Leute!« Mir ist nicht bekannt, woher diese Milchmädchen-Weisheit stammt, das ist ja auch gleich; wichtig ist nur die Aussage, »dass man andere Leute nicht verachten soll!.« Was aber sind denn andere Leute? Der Ausdruck meint eigentlich nichts anderes als »Andere Menschen«. Und das heisst: Menschen aus der Nachbarschaft, aus einer anderen Gegend, einer anderen politischen Partei, einem anderen Volk. Auch Menschen einer anderen Hautfarbe, anderer Religion oder einer fremden Sprache.

     Gemeint sind jedoch auch die klassifizierten »Besserverdienenden«, aber auch jene, die neidvoll eben diese Menschengruppen als Ausbeuter abstempeln, die mehr haben als die Masse der Normalverdiener! Alle Bewohner unserer Erde haben das Feindbild eines anderen Menschen vor Augen, nach diesem richten sie ihre eigenen Ansichten aus. Und diese Ansichten werden meist schon mit der Muttermilch aufgesogen! Später solche Meinungen auszuradieren, ist eine Sisyphusarbeit und kaum noch zu bewältigen!

       Jeder Mensch ist auf seine Art etwas Besonderes, jeder hat Vorteile und Kenntnisse, die der Nachbar nicht hat, dafür ist jener mit anderen Qualitäten befähigt. Ohne diese Veranlagungen wäre unsere Kultur auf der Höhe des Vorzeitmenschen stehen geblieben!

     »Andere Leute sind auch Leute« heisst aber auch: Wer Dieses oder Jenes besser kann, soll anderen auch helfen, bei denen es nicht so gut klappt! In unserem Grundgesetz heisst das: Geld und Gut bringt auch Pflichten mit sich (Art. 14, Abs. 2 GG). Die Menschen, die uns das Grundgesetz gaben, waren auch darauf bedacht nach der Nazi-Zeit die wichtigen Aussagen im Auge zu behalten; »Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens und seiner politischen Meinung unterdrückt oder vorgezogen werden!«

       All das wurde von den Nationalsozialisten mit Füssen getreten. Ist es heute alles so, wie es sein sollte? Mitnichten! Männer werden z.B. noch immer den Frauen vorgezogen, in Fragen des »gleichen Lohns für gleiche Arbeit« sowie bei der »Bewertung der Stellen«. Dann schaut man mal auf die anderen Regeln, die das GG vorschreibt. Da ist längst nicht alles so, wie es sein sollte oder wie es mal war! Alles einzeln aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, aber es macht doch ganz schönes Kopfzerbrechen, was alles den Lauf der Demokratie bremst.

     »Hast du schon gehört?« Wie oft ist mit dieser Einleitung so manche »Fake-Nachricht« unter die Leute gebracht worden! Ich jedenfalls prüfe jede öffentliche Nachricht mehrmals auf ihre Wertigkeit, bevor ich sie als wahr erkennen kann!
Wie viel Not und Elend ist durch solche Falschmeldungen in die Welt gekommen!

       Für mich und die meisten Menschen in unserem Land gilt immer noch die Aussage, dass jeder gleichviel wert ist und auch die gleichen Rechte beanspruchen darf und kann!

Menschenwürde darf nicht finanziell kompensierbar sein.

Wunderbares Wunder

    Ich schaue durchs Fenster in unseren Garten. Ist das nicht wunderbar? Das Gras, die Büsche, die Blumen, die Bäume, alles ist nur für un...