1.6.24

75 Jahre GG

 




Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. Jedermann, auch die Gegner unserer Demokratie, berufen sich stets auf unsere Verfassung, sie erscheint mir, als die Beste, die Deutschland seit 1870, der Gründung des Deutschen Reiches, hatte. Besonders der Artikel 2, Absatz 1, GG wird oft hervorgehoben, weil er stets auf alle Aussagen passt, die der einzelne Bürger gerade von sich gibt:

»Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit«.

Damit zitiert man diesen Absatz des Grundgesetzartikels jedoch nicht vollständig. Dieser Satz wird erst komplett durch den Zusatz  »soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmässige Ordnung oder das Sittengesetz verstösst.«

    Wenn sich nun jeder an diese Prämisse halten würde, wäre in unserem Land schon eine Menge an abnormen Streitigkeiten der Wind aus den Segeln genommen. Dem aber ist eben nicht so. Jeder beruft sich auf das, was ihm zugute kommt, doch niemand nimmt jenes in Kauf, das ihm nicht behagt!

       Auch der wichtige Artikel 5 des Grundgesetzes nennt in Abs. 1 Grundrechte, die es zu schützen gilt: die Presse-, Meinungs-, Informations-, Rundfunk- und FilmfreiheitBeschränkt werden diese Rechte gemäß Art. 5 Abs. 2 GG durch die allgemeinen Gesetze sowie den Jugendschutz und das Recht der persönlichen Ehre.

    Wieder sind dies Themen, die die Menschen nur dann interessieren, wenn sie den eigenen Umkreis betreffen. Unser Grundgesetz gilt aber für alle Bürger, ob klein, ob groß, die hier in diesem Staat leben! Niemand existiert nebenher, keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft keine autonome Person. Keiner kann sich von unserem Staat einfach absondern und ausschließen. Somit ist das GG auch für die Gesamtheit gültig, ohne jede Ausnahme. Wenn sich dann jemand unbedingt ausschliessen will - wie z.B. die sogenannten »Reichsbürger«, dann steht er eben ausserhalb der Gesetze mit all den Folgen, die daraus erwachsen!

    Nicht immer sind sich alle Teilnehmer unseres demokratischen Landes dessen bewusst. Ich selbst, heute 90 Jahre alt, kann behaupten, dass ich die Gräuel des Nazi-Staates körperlich miterlebt habe und deshalb weiss, wovon ich rede! Jederzeit!

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Vor 31 Jahren sang Wolfgang Petry ein Lied,
das all das ausdrückte, was zeitlos immer noch gilt!
Daraus hier ein Auszug:
   

Es gibt wieder dieses Gestern
Es gibt Zeichen an der Wand
Es gibt Dummheit ohne Grenzen
Und Gewalt in diesem Land
Schon die Kinder lernen hassen
Und der Fremde wird zum Feind
Die Vergangenheit wirft Schatten
Einer wirft den ersten Stein

 Wer die Augen schließt
Wird nie die Wahrheit sehn
Wer noch länger schweigt
Wird schweigend untergehen
Nur bis hierher und nicht weiter
Und nicht alles ist mir gleich
Lieber einmal nein als
tausendmal vielleicht …


 

30.5.24

Real democracies

 



 










Seit einigen Jahren ist jeder Bürger eines jeden Staates der Welt berechtigt, die »Goldene Einreise-Berechtigung« zu erhalten. Er muss lediglich über genügend Geld verfügen, um bestimmte Wirtschaftsteilnehmer umarmen zu können. Schon stehen ihm die Türen Europas weit offen.

     Unterdessen versinken im Mittelmeer weiterhin andere Anwärter im Versuch dabei, diesen tatsächlich demokratischen Raum, mit Namen Europäische Union, zu besiedeln. Es ist alles nur eine Frage der Investitionsfähigkeit. 

   Diejenigen Menschen, die in diesem blauen Postkarten-Meer sterben, investierten alles von ihrem Leben, was sie noch übrig hatten. um ihren elenden Platz auf einem tödlichen Boot aus den Händen skrupelloser Schlepper zu kaufen.

   Diejenigen jedoch, die Luxusimmobilien und ähnliches kaufen und damit weitere Geschäfte machen, verhandeln weiter mit einer anderen Art von Menschenhändlern, die noch gewissenloser sind als andere. Es wird ihnen kinderleicht gemacht, denn die Risiken, die sie dabei eingehen, sind praktisch gleich Null!

     Es kommt auf die Quantität an. Sind sie superreich, werden diejenigen, die einen Platz auf der nördlichen Seite des Meeres anstreben, auf keinerlei Hindernisse stossen. Sind sie jedoch arm, (die Überzahl der Refugees sind es), ist ihnen ein unvergessliches Abenteuer garantiert: Alterskranke Schlauchboote, Wellen und Seekrankheit, Mauern, Wächter und Stacheldraht, Auffanglager, Hunger und Angst.

   Sollten sie dann das Glück haben, zu überleben, finden sie vielleicht eine kleine Möglichkeit, in der sie - unter teils menschenunwürdigen Umständen - ihr weiteres Leben fristen können. Nicht gewollt und verachtet, manchmal möchte man sie zurückschicken auf den Ozean, der sie ans gelobte Land spülte. Sie blieben dann übrig, von ihren Lieben zu Hause getrennt, weil ihnen der Himmel auf Erden versprochen wurde.

    Der Unterschied bei der Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen im europäischen Raum ist das perfekte Porträt dessen, wer wir sind! Ein gemeinsames, soziales und politisches Projekt? Mitnichten. Das Geld die Welt regiert, weiss inzwischen schon das Kind in der KiTa.

     Geld ist allmächtig, Geld rechtfertigt alles, reinigt alles, reinigt sich selbst und reinigt die Verbrechen derer, die es anhäufen! Ich kann es einfach nicht glauben, dass jenes Kapital, das für den Kauf von Luxusartikeln, Immobilien und sonstigen Dingen verwendet wird, aus diesem Handel mit Auswanderern im Mittelmeer stammt. Auch nicht aus dem Waffenhandel in den diversen Kriegen, in dem beide Seiten von den gleichen Herstellern beliefert werden.

     Ist es das, was wir den undemokratischen Ländern oder den weniger echten Demokratien zu bieten haben? Warum wundern wir uns dann, wenn sie uns hassen und mit aller Kraft, die sie haben, gegen uns kämpfen wollen?

     Wir geben doch letztlich den Staaten etwas mit und lehren sie etwas Wichtiges: Alles so zu machen, wie wir es vor vormachen! Demonstration war schon seit jeher ein praktikabler Lehrmeister.

 

29.5.24

Gestern war alles gut?

 




Häufig, und in der letzten Zeit noch mehr als früher, höre und lese ich - oft auch unfreiwillig, negative Reden und Beiträge aus dem nahen und weiteren Umkreis,  die Zukunft betreffend. Obwohl wir uns im Zentrum der Gegenwart befinden, stehen wir mit einem Bein mitten in den kommenden Jahrzehnten. Die Ereignisse unserer Epoche zwingen uns dazu, mehr über die Gegenwart und auch über die kommenden Jahre nachzudenken.

       Früher, so heißt es von älteren Menschen, sei alles unendlich besser gewesen. Und unsere Zukunft nehme einen immer düstereren Ton an, man dürfe gar nicht mehr darüber nachdenken. Die Senioren erinnern sich an die Wohltaten ihrer Kindheit oder an die Pracht ihrer Jugend, als wäre sie total perfekt gewesen. Alles wird in der Erinnerung sehnsüchtig verklärt, was nicht mehr existiert.

       Und mit ihrer großartigen Argumentation bringen sie auch mich dazu, ihrer genauen Diagnose zuzustimmen. Dabei vergesse ich nur allzu oft, dass jede vergangene Zeit ihre Probleme hatte; die waren beileibe nicht geringer als die heutigen.

       Wir Menschen der Gegenwart neigen dazu, vergangene Fehler zu vergessen. Das hilft uns dann weiterzukommen. In der Erinnerung verbergen die Lichter doch immer die Schatten, besonders wenn man sie mit unserer gegenwärtigen verwirrenden Realität vergleicht. Dieser Realität , die wir morgen mit Nostalgie heraufbeschwören und ihre immensen Tugenden hervorheben, während wir an den unveräusserlichen Vorteilen festhalten, die unsere Zeit bietet.              

Es bleibt ein zeitloses Refugium für unsere Träume!

26.5.24

Inkorrekt

 














 

Als ich jung und unwissend war, als ich noch nicht wusste, dass ich nie perfekt sein würde, versuchte ich, alles so gut wie möglich zu machen. Fehler zu vermeiden und alle meine Schwächen zu verbergen war mir immer wichtig,. Ich war mir dessen sicher nicht bewusst, doch ich erlaubte mir keinen Moment der Schwäche oder des Versagens. In meinen Augen hätte das all meine Pläne zunichte gemacht, die ich vorhatte. Und ich hasste meine Schwächen, meine Zugeständnisse an das Irrationale, denn alles Unvernünftige war nach meiner Ansicht nach nicht zu rechtfertigen.

Ich litt auch oft unter den Widersprüchen zwischen dem, was ich fühlte, und dem, was ich tun sollte oder musste. Ich betrachtete alles als das Ergebnis meiner Unwissenheit und Unbeständigkeit. Es war halt meine unvollkomenes Wissen, das als Antrieb leider nicht ausreichte.

Heute mache ich mir keine Sorgen mehr darüber, ob das, was ich tue oder denke, gegen die Vernunft verstößt. Auch nicht, ob meine Fehler mir schaden oder ob man mich dafür verurteilen kann. Es ist mir auch egal, ob mich das Verlangen beherrscht oder ich die Vernunft an den Rand dränge. Ich habe es satt, für etwas Unwesentliches leiden zu müssen, ich habe es satt, nicht so sein zu können, wie ich sein will. Ich will das sein, was ich sein will und nicht das, was ich sein soll!

Es mag sein, dass ich das alles unbewusst beeinflusst habe. (Möglicherweise sind die Dinge, die wir unbewusst tun, die uns am meisten bestimmen, oft negativ.) Es ist mir aber nicht mehr wichtig, widersprüchlich zu sein oder tausend Fehler zu haben.

Ich sorge mich nicht mehr darum, Irrtümer zu produzieren oder lächerlich zu erscheinen. Wer darf mir vorschreiben, was angemessen ist und was nicht? Heutzutage versuche ich, alles auf die einfachste und schmerzloseste Art und Weise zu machen, und es ist mir völlig egal, wenn es nicht die korrekteste ist. Es stört mich nicht - und andere Menschen hat es nicht zu stören!

 

Krieg ist kein Spiel

    Ich bin eigentlich in einer Familie groß geworden, die den Krieg gehasst hat. Dazu haben die Jahre 1914-18 und 1939-45 zu viele Opfer ...