3.5.24

»Brot und Spiele«

 















Als der römische Satiriker Juvenal vor 2000 Jahren den bekannten Satz »panem et circenses« unter die Leute brachte, war das Leben für den Großteil der Bevölkerung anscheinend so langweilig geworden, dass man ständig neue Abwechslungen brauchte. Nicht jeder hatte Arbeit, die meisten Tätigkeiten wurden ja von Sklaven erledigt, was also tat der römische Adel den ganzen Tag?

     Man begann unter anderem über den Sinn des Lebens nachzudenken, zu philosophieren! Auch über den Staat, über seine Lenker, die Götter, und die Notwendigkeit des Lebens an sich. Die Werke etlicher großer Philosophen wie Seneca und Cicero im 1.Jh.n.Chr. geben bis heute noch Zeugnis ihres Wirkens an uns ab.

      Das gemeine Volk allerdings musste beschäftigt werden, und so waren die »circenses« das probate Mittel, um das Volk bei Laune zu halten. Gladiatorenkämpfe spielten eine große Rolle in diesen Cirquen, Kämpfe untereinander oder auch gegen wilde Tiere waren beim Plebs beliebt, die Hauptsache war, man konnte etwas sehen, miterleben, das die Nerven aufpeitschte! Wie heute auch!

      Juvenal, der Satiriker, brachte es damals mit aller Deutlichkeit genau auf den Punkt: "qui dabat olim // imperium, fasces, legiones, omnia, nunc se // continet atque duas tantum res anxius optat, // panem et circenses."
(Einst bestimmte es (das römische Volk) über alles, die Herrschaft, die Ämter und die Legionen. Doch nun wünscht sich das Volk, um zufrieden zu sein, nur noch zwei Dinge: Brot und Spiele.)

    Wie sich die Bilder 2000 Jahre später doch gleichen. Nichts ist unseren Bürgern wichtiger als eine Fußball-WM, nichts reizt den Nerv mehr als ein Formel-1 Rennen oder die olympischen Spiele. Die Medien hätten ohne diese Events weniger zu bieten.

     Ergo: Die Gladiatoren von heute sind nichts anderes als die damaligen. Der Unterschied liegt nur in den Verdienstmöglichkeiten! Seinerzeit lockte als Hauptgewinn sozusagen die Freiheit von der Sklaverei. Heute sind es die Millionen Euro oder Dollar, die unsere Gladiatoren in die Abhängigkeit von »Sport-Aktiengesellschaften« bringen - anstelle von Gladiatoren-Schulen - und sie reißen sich darum, dort auch mitzumischen!

 "Difficile est saturam non scribere" meinte Juvenal in einer weiteren Satire. (Da fällt es schwer, keine Satire zu schreiben)

     Nun, liebe Freunde, die nächsten Spiele sind schon wieder angesagt: 
Nächste Fussball-EM in Germany, vielleicht mal ausnahmsweise etwas Normales? 
Olympia mit riesigem Tam-Tam in Paris. 
Winter-Olympiade 2050 gar in Antarctica? Würde sich ja anbieten. 
CocaCola bewirbt sich bestimmt schon um die Banditen-Werbung! 
(Verzeihung, ich meinte natürlich BANDEN-Werbung.)
    Na, ich schliesse lieber meinen Sermon, sonst werde ich noch nach alter Sitte verbannt ...

 

1.5.24

Nun ist er da!

 


 













Wer? Natürlich der Mai. Mit wundervollem Wetter, Frühlingsduft in allen Gärten, auf allen Balkonen. Der Mensch blüht ebenfalls auf, wie alle Blumen ringsherum. Ich bin vollauf begeistert, wie fröhlich die Menschen erscheinen.

Und der miesepetrige April hat das Weite gesucht. Ist mit Sack (Nebel) und Pack (Regen und Schnee) ohne seine Hinterlassenschaft verschwunden.

Natürlich, mit einigen müden »Fisimatenten« versuchte er ja noch, uns den Frühling zu vermiesen. (musste er wahrscheinlich von Amts wegen) mit irgendwelchen Aktionen in allen Harz-Orten liess man die sogenannte Tradition hochleben. Kläglicher Versuch übrigens, ging meist voll daneben, nur einige ganz Verwegene feierten diese »Walpurgis-Spinnereien« mit. (Es gibt ja nix, was man nicht feiern kann …)

Bei mir bleibt noch eine bittere Frage offen:

Wie kann man das Elend und die Not der etwa 10.000 Frauen und Männer feiern, die bei dem sogenannten »Hexenglauben« unschuldig ihr Leben einbüssten?

Müssen wir noch lange warten, bis wir den Hamas-Überfall auf Israel oder den »Putinschen Feldzug« als Freiheitskampf feiern dürfen?

Ich frag ja nur ...

28.4.24

Carpe Diem

 
















 


Till Eulenspiegel in Mölln


Leise klopft der Regen gegen das Fenster. Die eigene Einsamkeit zählt ihre Sekunden, langsam klopft auch der Sekundenzeiger die Zeit weg. Tick-Tack-Tick-Tack. Ist jemand bereit, sie aufzuhalten? Niemand kann die Zeit anhalten. Warum sie nicht einfach stoppen? Halt, und jetzt bitte rückwärts?

       Aber die Zeit vergeht. Langsam, schnell, je nachdem, wie man es fühlt. Wie man sich fühlt. Wartest du, werden die Sekunden zu Stunden. Befindest du dich mitten in einem Ablauf, werden Stunden zu Sekunden. Die Zeit vergeht, Zeit, die wir niemals wieder zurückbekommen. Vorbei, vergangen, ausgelöscht? Was bleibt von dieser Zeit? Nur Gedanken, Erinnerungen? Zeit, welch ein wunderbares Wort ist dieser Substantiv! Wie viel Erwartung liegt darin, welche Hoffnung vermittelt dieser Ausdruck für das Leben.

       Wir möchten viel Zeit haben! Ist so etwas nicht ein gewaltiger Moment des Glücks? Das bedeutet doch: Ich muss mich nicht beeilen, ich kann alles in der Form machen, in der Ruhe fertig bringen, wie ich es für richtig halte? Ich habe Zeit! Ich habe Glück, denn ich habe Zeit, Unmengen von Zeit! Aber welch eine Drohung kann dieses Wort »Zeit« beinhalten. Vier Buchstaben, die Angst machen, die das Herz schneller schlagen lassen:

    Ich habe keine Zeit mehr! Spürst du die Eiseskälte, die dahinter steckt? Wie eine stählerne Wand steht dieser direkte Ausdruck vor dir, hinter dir. Überall ist sie im Raum vorhanden. Das Schlimmste dabei: Du kannst ihr nicht ausweichen, diese Drohung lässt dich einfach nicht mehr aus ihren Fängen! »Ich habe keine Zeit mehr«.

       Da drängt dich jemand zu etwas, das du im Grunde deines Herzens gar nicht willst. Du möchtest die Hände in den Schoss legen, aber jemand verhindert das. Warum? Weil du keine Zeit mehr hast? Vielleicht hast du sie ja vertrieben, durch irgendeinen »Zeitvertreib«? Und nun ist sie weg, deine Zeit.

       Nein, nein, noch ist sie da, du hast noch genügend Platz, hast noch Spielraum, um sie zu würdigen, deine Zeit! Nütze sie. Die Zeit, die wir bekommen haben, ist unsere Zeit. Unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Alles im Leben wird von unserer Zeit abgezogen. Jede Sekunde, Minute, Stunde. Deshalb ist es so wichtig, diese Augenblicke zurück zu verfolgen, weil sie zu unserer Zeit gehören, diese Gedanken und Erinnerungen.

       Sie ist vergangen, kommt nie mehr zurück, aber wir können uns daran erinnern, an diese Zeit! Auch wenn ich darüber schreibe, ist dies nur ein Tropfen, der auf einem heißen Stein sofort wieder verdampft. Und dennoch: Wir sollten behutsam mit unserer Zeit umgehen, denn mehr als wir heute haben, werden wir nie wieder bekommen!

Treffen

  Gestern traf ich ihn. Zum allerersten Mal. Noch nie hatte ich ihn vorher jemals gesehen, wie sollte ich auch? Ich kannte niemand, der ihn...