28.4.24

Carpe Diem

 
















 


Till Eulenspiegel in Mölln


Leise klopft der Regen gegen das Fenster. Die eigene Einsamkeit zählt ihre Sekunden, langsam klopft auch der Sekundenzeiger die Zeit weg. Tick-Tack-Tick-Tack. Ist jemand bereit, sie aufzuhalten? Niemand kann die Zeit anhalten. Warum sie nicht einfach stoppen? Halt, und jetzt bitte rückwärts?

       Aber die Zeit vergeht. Langsam, schnell, je nachdem, wie man es fühlt. Wie man sich fühlt. Wartest du, werden die Sekunden zu Stunden. Befindest du dich mitten in einem Ablauf, werden Stunden zu Sekunden. Die Zeit vergeht, Zeit, die wir niemals wieder zurückbekommen. Vorbei, vergangen, ausgelöscht? Was bleibt von dieser Zeit? Nur Gedanken, Erinnerungen? Zeit, welch ein wunderbares Wort ist dieser Substantiv! Wie viel Erwartung liegt darin, welche Hoffnung vermittelt dieser Ausdruck für das Leben.

       Wir möchten viel Zeit haben! Ist so etwas nicht ein gewaltiger Moment des Glücks? Das bedeutet doch: Ich muss mich nicht beeilen, ich kann alles in der Form machen, in der Ruhe fertig bringen, wie ich es für richtig halte? Ich habe Zeit! Ich habe Glück, denn ich habe Zeit, Unmengen von Zeit! Aber welch eine Drohung kann dieses Wort »Zeit« beinhalten. Vier Buchstaben, die Angst machen, die das Herz schneller schlagen lassen:

    Ich habe keine Zeit mehr! Spürst du die Eiseskälte, die dahinter steckt? Wie eine stählerne Wand steht dieser direkte Ausdruck vor dir, hinter dir. Überall ist sie im Raum vorhanden. Das Schlimmste dabei: Du kannst ihr nicht ausweichen, diese Drohung lässt dich einfach nicht mehr aus ihren Fängen! »Ich habe keine Zeit mehr«.

       Da drängt dich jemand zu etwas, das du im Grunde deines Herzens gar nicht willst. Du möchtest die Hände in den Schoss legen, aber jemand verhindert das. Warum? Weil du keine Zeit mehr hast? Vielleicht hast du sie ja vertrieben, durch irgendeinen »Zeitvertreib«? Und nun ist sie weg, deine Zeit.

       Nein, nein, noch ist sie da, du hast noch genügend Platz, hast noch Spielraum, um sie zu würdigen, deine Zeit! Nütze sie. Die Zeit, die wir bekommen haben, ist unsere Zeit. Unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Alles im Leben wird von unserer Zeit abgezogen. Jede Sekunde, Minute, Stunde. Deshalb ist es so wichtig, diese Augenblicke zurück zu verfolgen, weil sie zu unserer Zeit gehören, diese Gedanken und Erinnerungen.

       Sie ist vergangen, kommt nie mehr zurück, aber wir können uns daran erinnern, an diese Zeit! Auch wenn ich darüber schreibe, ist dies nur ein Tropfen, der auf einem heißen Stein sofort wieder verdampft. Und dennoch: Wir sollten behutsam mit unserer Zeit umgehen, denn mehr als wir heute haben, werden wir nie wieder bekommen!

2 Kommentare:

  1. ein wunderbarer tiefaufwühlender Gedanke um die Zeit, die so kostbar ist dass wir sie oft weder begreifen noch greifen können und doch ist sie immer da - um uns herum - kommt und geht, um wieder zu vergehen.
    Zeit ist Zukunft - Vergangenheit - Gegenwart - werden und vergehen - Hoffnung und Schuld wenn wir sie nicht sehen...

    ein ganz wunderbarer Beitrag lieber Horst,
    ja diese Gedanken und Worte
    bist du - ein Zeitreisender durch die Zeit...
    herzlich angel..

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    1. Ja - liebes Engelchen - Was ist schon Zeit? Ein unumkehrbares Kontinuum, sagt ein Lexikon. Für mich -und auch für alle Menschen - ist es ein Stück leben, das unablässig weiterläuft, obwohl wir es manchmal gern stoppen wollen, um gute Erlebnisse zu verlängern.
      Gottlob können wir es nicht, und das ist gut!
      Wäre es nicht furchtbar, wenn jedermann seine Zeit leben würde? Du kennst das alte Sprichwort:
      "Wat den Eenen sien Uhl, is den Anneren sien Nachtigal".
      Lassen wir alles so, wie es ist - ist doch besser so ...
      sinniert mit liebem Gruß
      Horst

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[B]Danke, bis bald [b/]

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