20.3.24

Deutsche Welt?

 











Denk ich an Deutschland in der Nacht,
dann bin ich um den Schlaf gebracht.

Heinrich Heine schrieb dies 1846 in seinem Gedicht »Nachtgedanken«. Für mich selbst ist Heine der Dichter, der meinem Herzen von allen Poeten des 19.Jahrhunderts am Nächsten steht. Ich kann mit ihm fühlen, erleben und alles erdulden, was auch ihn umtrieb. Sein ganzes Wirken hat mich seit meiner Schulzeit begleitet!

Darüber will ich jedoch erst in den folgenden Tagen etwas schreiben - heute jedoch ist es ein Text aus dem 17.Jahrhundert, der mich irgendwie beeindruckt hat. Es war ein relativ wenig bekannter Dichter, der diese nachstehenden Verse damals zu Papier brachte, sein Name ist

Hans Assmann von Abschatz,
(er lebte 1646-1699 in Schlesien)

 

Hier dieser Text, der mich bewegte:

Wie ist die deutsche Welt in Neuigkeit ersoffen!
Man deckt und kleidet sich,
man schreibet, singt und spricht,
man reiset, schläft und ißt, man reitet,
tanzt und ficht’ nach neu erwählter Art.
Wer Glück und Gunst will hoffen,
Muss sich in allem Tun der Neuigkeit bequemen,
Sonst wird ihn Überwitz mit Hohn und Spott beschämen.

Das Alter wird veracht, das doch so viel’ begehren;
Doch will ich lieber alt- als jungeboren sein.
Mit Aufgeld tauschet man die alten Münzen ein;
Der Firnewein
*) gilt mehr, als der noch soll verjähren.
Man sieht die Aloe nach hundert Jahren blühen,
Der jungen Tulpe Pracht in kurzer Zeit entfliehen!


 *) im strengen Sinne als fehlerhafter Wein
durch Überlagerung oder auch falsche Lagerung

Ja, man sieht die Probleme der heutigen Welt nach dem Lesen dieses Textes wahrscheinlich mit den gleichen Augen, wie der Dichter vor 300 Jahren. Was hilft es? Es hat überhaupt keinen Zweck, darüber zu lamentieren - man hat es auch in fünfzehn Generationen nicht geschafft, das Rätsel des Lebens aufzulösen ...

2 Kommentare:

  1. ein Text der wahrlich bewegt...
    wer will sich daran wagen
    den Sinn des Lebens zu erfassen
    das Rätsel Leben zu lösen...
    zu beidem gehört das denken und mitdenken vor dem Handeln...

    die Dichter auch schon vor Hunderten von Jahren
    dachten wie wir heute - oder einige von uns -
    auch über Zukunft und Leben nach...
    meint das Engelchen...

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    1. Und das, liebe Freundin, ist genau jenes Anliegen, das ich jeweils mit meinen Texten ausdrücken möchte -
      so long,
      Horst

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[B]Danke, bis bald [b/]

Carpe Diem

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