5.4.24

Der geblümte Himmel

 


 










Wer sagt denn, dass der Himmel stets unifarben und nicht bunt geblümt ist?
Mein Schatz behauptet dies jedenfalls manchmal, nun gehe ich vor die Tür, schaue nach und bin doch enttäuscht. Blumen sehe ich nur im Vorgarten der Nachbarin. Aber die kann ja nichts dafür. Während ich kopfschüttelnd den Himmel betrachte, hinterlässt unser Hund seine Duftmarke am Reifen der vollgepackten Limousine.
Diese trägt diese Botschaft nun in die Welt hinaus, in Luzern erfährt morgen nun eine Hundedame, dass unser »Rex« gerade von einem verdorbenen Magen genesen ist. Macht sie sich nun Sorgen?
Ich denke eher, nein. Er hat sie ja nicht angerufen, der Akku des Mobils war leer.
Er jault leise. Der Hund, nicht der Akku.
Sicher sucht er auch den geblümten Himmel, nun wälzt er sich auf unserer Wiese. Ist doch schön, sich auf solch einer Wiese zu wälzen, denke ich.

Ich werde meinen Schatz fragen, ob sie die Blumen am Himmel wirklich gesehen hat und wenn ja, welche. Im Oktober blühen bei uns jedenfalls keine Tulpen, wir wohnen ja auch nicht in einem Gewächshaus in Noordwijkerhout, sondern in der Lüneburger Heide. Und da ist es auch schön, auch wenn die Tulpen bei uns Erika heissen und violett im August blühen. Aber auch nicht am Himmel, meine Liebste muss sich geirrt haben.

Hab ich eigentlich die Flasche mit dem Apfelkorn weggestellt? Ich bin da mir nicht sicher. Vielleicht hat der Rex sie ja gefunden und deshalb war er krank?
Egal. Aber das gibts doch nicht, der Himmel ist da hinten gewölbt. Warum denke ich jetzt an »Christa Wolf«?
Ah ja: Der geteilte Himmel ... War ganz gut, der Roman.
Geteilt, aber nicht geblümt. Ist doch schade, hätte das so gern gesehen. 
Vielleicht ist er ja in Luzern bunt gemustert? In der Schweiz ist alles möglich.
 Hat das denn noch niemand erforscht? Möglich, dass es ja darüber auch eine Doktorarbeit gibt?
Muss doch mal googln. Dann schreibe ich auch eine. 
Eine Doktorarbeit, meine ich. Über Nachrichten am Autoreifen, aus himmlischer Sicht!
Hat doch was.
»Rex, komm endlich rein!«
Da wälzt er sich zwischen den Rosen im Nachbargarten.
Kann ja sein - wer weiss das schon - das wäre sein Himmel, bunt geblümt?

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für die Interessante Anmerkung!

Wunderbares Wunder

    Ich schaue durchs Fenster in unseren Garten. Ist das nicht wunderbar? Das Gras, die Büsche, die Blumen, die Bäume, alles ist nur für un...