20.5.24

Vom Singen

 


 












Es gibt Tage, die wirklich richtig Freude machen. Als ich meinen Morgenspaziergang entlang der Wieke machte, (so heißen hier in Ostfriesland die vielen Kanäle, die der Entwässerung dienen), vernahm ich einige Töne, die immer seltener geworden sind:Vogelgezwitscher!

       Gewiss gibt es noch viele Gegenden, da die Vogelwelt noch in Ordnung scheint. Und doch, wer aufmerksam durch die Landschaft geht, vor allem ausserhalb der Städte, bemerkt im Gegensatz zu früheren Zeiten schon einen Unterschied, der nicht zu »überhören« ist. In Feld, Wiese und Garten macht es sich gewaltig bemerkbar, die Feldlerche beispielsweise ist fast nicht mehr zu hören, die in früheren Zeiten unüberhörbar die Tonlagen der Natur beherrschte, Die Anzahl der Sperlinge (Spatzen) hat sich halbiert! Niemand muss noch Ratespiele veranstalten, um zu erfahren, woher die Gründe dafür kommen.

       Aber zurück zur Thematik: Der Tag war noch recht grau, doch die Vögel tirilierten. Es ist eine Freude die unterschiedlichen Sprachen der Vögel zu unterscheiden. Wundervolle Tonfolgen erweichen das Herz! Die Amsel, die Kohlmeise, die Singdrossel, die Bachstelze, das Rotschwänzchen, der unscheinbaren Spatz?

       So früh früh am Morgen waren die Autos noch nicht wie gewohnt in den Lebensraum vorgedrungen, da tanzte das Zwitschern deutlich in der Luft, fast musikalisch anzuhören.  Zwei Stunden später jedoch gewann die Sonne mit Licht und Wärme an Stärke. Mittlerweile waren überall Autos zu sehen und hören, der Lärm hatte Einzug gehalten und übertönte nun alles in einem pastösen Geräusch, das alles wie Watte bedeckte.

       In solch einem Spektakel haben Vögel draussen zu bleiben. Sie werden sicher ihren »üblichen Geschäften« nachgehen, aber ich höre sie nicht mehr. Auch wenn ich meine Ohren anstrenge und versuche, ein Zwitschern zu isolieren, ist es fast unmöglich.

       Dann bin ich voller Traurigkeit, dass solch eine Sinfonie der Natur in der modernen Geräuschkulisse einfach untergeht …


4 Kommentare:

  1. lieber Horst und ich hätte fast gewettet bei den vielen Kanälen die sicher mit viel Grün umrankt vor sich hinfließen würde es eine nach wie vor große Vogelschar geben die dich anzwitschert, nun hört sich das ganz anders in deinen Morgen an.
    Autolärm und der Umgebungslärm übertönt alles was Meise, Amsel, Lerche und Spatzen von sich geben um dich zu erfreuen. Sie haben wenig Chancen diese störenden Laute mit ihren fröhlichen Stimmen zu überstimmen, das ist in der Tat traurig und oft auch auf dem Lande schon gewahr.
    - Du nennst es eine Sinfonie der Natur und wenn ich vom Balkon aus meinen Piepmätzen zuhöre dann singen sie mir andere Laute ins Ohr...und ich bin heilfroh sie noch hören zu können...vielleicht liegts am großen grünen Baumbestand hier ? ich werde sie mal fragen wenn sie am Balkongeländer laut singend tanzen warum das woanders nicht mehr so ist...
    und frage sie ob sie den Weg auch zu dir finden würden...wenn sie auf die Reise durch die Wolken gingen......
    liebe Grüße angel

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    1. Ja - hier bei uns ist alles ein wenig anders. Das Marschland, der Nordsee abgerungen, war schon immer fruchtbar und lud daher ein, vieles anzubauen bzw. zur Viehwirtschaft. Das hat sich dann in den letzten Jahren soweit ausgedehnt, dass nur noch riesige Flächen einseitig bebaut werden. Das heisst hauptsächlich Mais, Mais, Mais! Was das für die Tierwelt bedeutet, kannst Du Dir vorstellen.
      Wälder erschöpfen sich in kleinen Gehölzen, Wo sollen die Vögel brüten? Die Schwalben, die vormals die Ställe bevölkerten, wurden verbannt und sind nur noch wenig zu sehen. Moore wurden abgebaut zur Torf-Produktion. Nur mühsam gelingt die Naturalisation. Der Mensch ist eben unersättlich und wird sich auch nicht ändern!
      Es ist zum Heulen …
      Trotzdem herzliche Grüsse
      Horst

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  2. Anonym21.5.24

    Ja, man muß sich schon auch Mühe geben, will man einem solch lebhaftes Konzert beiwohnen. Doch sei froh von ganzem Herzen, dass du die Möglichkeit dazu hattest, dies zu zu hören und auch zu geniessen. Nicht viel später kommen im Tageslauf andere Geräusche dazu ...und alles ist erst einmal vorbei. Vielen Dank, dass du uns an diesem Konzert hast teilhaben lassen. Es hört sich gut an, was du schreibst.
    Du schreibst auch davon, dass du in Ostfriesland zu Hause bist. Und da fällt mir ein, unsere Pastorin J.Schurig hat uns in diesem Frühjahr verlassen und ist auf die Insel Langeoog umgezogen. Ich denke oft an sie mit großer Dankbarkeit, ihre Predigten waren so voller Kraft und oft aus der Natur. Während ihrer Autofahrten zu den Gottesdiensten von einem Ort zum anderen kamen ihr neue aktuelle Beobachtungen von Wetter, Wind, Sonne und Jahreszeiten, die sie oft mit in ihre Predigttexte verwandte. Ach, wie ich das so sehr vermisse...bis zum heutigen Tag hat man noch keinen neuen Pfarrer für unser großes Kirchspiel auf dem Lande bekommen. Wollen wir nur weiter fest darauf hoffen, dass sich der Pfarrer in Vakanz, der zur Zeit für uns
    e t w a s zuständig ist und sich für uns entscheidet. So haben mich deine so schönen Ausführungen über das Vogelkonzert letztendlich abschweifen lassen, ... einfach dadurch, dass das Gebiet von Ostfriesland genannt worden ist. Herzliche Grüße nach Ostfriesland und nach Langeoog.
    Christine

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    1. Danke für Deine angenehmen Abschweifungen!
      Möge die Pastorin sich auf Langeoog wohlfühlen.
      So wie auch Du in Deinem Bereich -
      das wünscht Dir
      Horst

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Danke für die Interessante Anmerkung!

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